Sonntag, 4. November 2012

Die Nummer mit der Stringenz

Dieser Post ist mal locker doppelt so sinnlos, wie alle vorangegangenen zusammen... musste aber einfach mal sein.

Wenn man mal ernsthaft am Verkehr auf US-amerikanischen Straßen teilnimmt, wundert man sich hier und dort doch ziemlich über das Schauspiel, was das hiesige -wieauchimmergenannte- Straßenverkehrsamt einem da anbietet. Von einem ausgewiesenen Einwanderungsland, in dem man davon ausgehen muss, dass viele die Sprache nur äußert grundlegend sprechen und erst recht nicht richtig lesen können, und das aus Behindertengerechtigkeit eine Wissenschaft macht, könnte man doch eigentlich erwarten, dass gerade Straßenschilder auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduziert würden. "Keinesfalls", schallt es da dem verwunderten Europäer durch den Kopf, wenn der sich zum wiederholten Male über die Beschilderung wundert. Hier meine Lieblinge:

  • Sackgassen: Wir haben in Deutschland ja dieses blaue Schild mit dem weißen und roten Balken und fertig. Hier dagegen gibt es mindestens vier verschiedene Varianten und keine davon setzt auf Symbolik, sondern stets auf Text: No Through Road, No Exit, Dead End und No Outage sind alleine meine Fundstücke und sicherlich gibt's noch mehr davon.
  • Abbiegepfeile an Ampeln: Man kennt das ja: Man steht an einer großen Kreuzung an der Ampel, will links abbiegen und weil es einfacher ist, gibt es für die Linksabbieger eine extra Ampel mit nach links zeigenden Pfeilen. Wenn der Rot ist, darf man nicht fahren und bei Grün soll man sich bitte beeilen. In Ameeeerika hält man sich stattdessen an den Grundsatz "warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?!". Da gibt es nämlich neben der normalen Ampel für die geradeausfahrenden mit den runden Lichtern links daneben noch eine. Die hat zur allgemeinen Verwirrung runde rote und orangefarbene Lichter und einen grünen, nach links weisenden Pfeil. Und damit die geradeausfahrenden von den runden Leuchten nicht verwirrt werden, hängt daneben ein Schild auf dem schriftlich erklärt wird, für wen denn nun welche Ampel gilt und was bei welchem Licht zu tun ist. Um das Ganze aber noch abstrakter zu machen, ist dies nicht etwa bei jeder dieser Situationen immer so! Stattdessen muss man wirklich jedes Mal das Schild lesen, um zu wissen, wie man diese Kreuzung nun zu verwenden hat... total bescheuert!
  • Schilderwald: Die Leute, die in Deutschland den Schilderwald ausdünnen wollen, sollten vorher mal eine Lustreise in die USA unternehmen. Ich habe leider nie ein Foto davon gemacht, aber einige Forstgebiete sind so unglaublich, dass man regelrecht nicht mehr weiß, was nun eigentlich gespielt wird.
  • Schilder für Schilder: Besonders liebgewonnen habe ich auch die Schilder, die eine Viertelmeile vor dem eigentlichen Schild eben dieses vorsichtshalber schon einmal ankündigen! Dann steht da also eines, das die nächste Geschwindigkeitsbegrenzung ankündigt, damit ein paar hundert Meter später dann das Schild mit der eigentlichen Maximalgeschwindigkeit kommt! Na bitte, man hätte es ja verpassen können. Genauso mit Ampeln. Auf unübersichtlicher Strecke kann ich ja verstehen, dass eine Ampel hinter einer Kurve besser mal rechtzeitig angekündigt wird. Hier machen sie das aber gerne auch auf freiester Strecke, wo man das Verkehrsregelungsanlage schon kilometerweit im Voraus sehen kann.
  • Blinkende Ampeln: Wer länger als drei Monate in Kanada ist, muss seinen Führerschein gegen einen kanadischen umtauschen und dazu auch ein paar Fragen beantworten. Eine davon dreht sich um blinkende grüne Ampeln. Mittlerweile habe ich herausgefunden, das diese eine fußgängerkontrollierte Ampelanlage anzeigen sollen. Das Blinken bedeutet aber nicht etwa, dass ein Fußgänger auf den Knopf gedrückt hat und es alsbald rot werden könnte, was ja tatsächlich mal praktisch wäre... neee, es heißt einfach, dass irgendwann in den nächsten Jubeljahren vielleicht ein Fußgänger kommen und drücken könnte und dass dann irgendwann auch mal rot wird. Na bitte!
  • Bushaltestellen: Dies hat nur bedingt mit dem Thema zu tun, ist aber auch eine lustige Angewohnheit... zumindest in Vancouver. Hier gibt es, wie in jeder ernstzunehmenden Großstadt (Calgary gehört laut diesem Maßstab dann also nicht dazu *g*), vieleviele Buslinien und dementsprechend haufenweise Bushaltestellen. Man kennt das ja: Ein Haltestellenschild, ein Fahrplan und eine irgendwie geartete Beschreibung der Strecke, die der Bus nehmen wird. Soweit zur gewohnten Theorie. Hier dagegen gibt es zumeist nur das winzige und unglaublich unauffällige, hellblaue Haltestellenschild und da steht dann noch nicht mal dran, welche Linie denn dort überhaupt hält. Als Touri ist man also hoffnungslos aufgeschmissen, weiß weder wann, noch wohin einen der nächste Bus bringen wird und so ist es wenig verwunderlich, dass die Busfahrer schon genervt sind, wenn mal wieder jemand einsteiget und dumm fragt, wo die Fahrt denn hingeht...
Nun aber genug! Wahrscheinlich hat ohnehin niemand bis hierhin gelesen, weil's wieder nur so'n Quatsch ist, der den Bundeskassner interessiert... sowieso, was hat der eigentlich immer mit Schildern?! Und dann immer dieses Gemaule! Manmanman, Ulrich! Nein, Gemaule sollte es gar nicht sein... unpraktisch ist es aber allemal! Dafür haben sie hier aber auch haufenweise praktische Einrichtungen: Community Centers mit günstigen Pools und Gyms, praktische Haus- und Straßennummerierungen, elektrische Busse, sonntags geöffnete Geschäfte undsoweiterundsofort... bums!

1 Kommentar:

  1. Doch, ich habe bis ganz unten gelesen! Ich liebe deine Blogs. Also bitte noch viel länger auf Reisen bleiben, damit es weiterhin deine Blogs gibt :-)
    Doerte

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