Dienstag, 28. August 2012

Am Arsch der Welt aber mittendrin!

Die letzte Woche in Vancouver war zwar mit unglaublichem Sommerwetter, einem netten Host und einem riesigen Bett gesegnet, aber so richtig genutzt habe ich die Zeit nicht, wie man das eigentlich von einer Woche in Vancouver erwarten sollte: Habe etwas für die Agentur gearbeitet, viel organisiert und allgemein viel zu viel Zeit drinnen und vor dem Computer verbracht.

Insofern wurde es höchste Zeit für etwas neues! Meinen ganzen Klimmbimm inklusive des Rennrads hatte ich ja schon im Self-Storage-Locker gebunkert, in den großen Rucksack gestopft, was man für zehn Tage Alaska braucht (und noch viel mehr! Kurze Hosen braucht man nämlich tatsächlich eher nicht *g*), Zelt und Schlafsack druntergeschnallt und ab ging die wilde Fahrt! Mir war im Vorraus tatsächlich kein Bär aufgebunden worden und ehe ich mich versah (oder heißt es "ehe ich es mir versah"?), verbrachte ich die erste Nacht im mit Panzertape festgebappten Zelt an Deck der Fähre. Mein direkter Nachbar war ab der zweiten Nacht dann auch der Maschinenraum und so brauchte ich als Nicht-Camper zwar Ohrstöpsel und Schlafbrille, aber dann war alles tutti und die folgenden drei Tage an Bord entwickelten sich zum besten Erlebnis dieser Reise bis dahin: Unglaubliche Aussichten auf Glätscher, Wale, Meer, Berge, Sonnenauf- und Untergänge. Und da man der Blechbüchse so einfach nicht entfliehen konnte, fanden sich auch schnell haufenweise nette Menschen zum gemeinsamen Festsitzen.

Zweieinhalb Tage später war der maritime Zauber dann vorüber und es wurde in Skagway festgemacht. Der Ort ist im Winter etwa 800 Seelen groß und wird täglich von bis zu 10000 (!!!) Touristen von etlichen Kreuzfahrtschiffen überrollt. Eigentlich eine schaurige Vorstellung, aber wenn abends alle wieder eingefangen sind und in ihren Vollpensions-Nussschalen gemästet werden, findet man sich plötzlich mit haufenweise Locals im Red Onion Saloon (and Brothel *g*) wieder. Sollte ich mir eigentlich Gedanken machen, wenn mich der Barkeeper nach drei Abenden mit Namen begrüßt? Wie dem auch sei... unter'm Strich kam es also anders als geplant: Ein Haufen Tourguides hat mich quasi adoptiert, abends immer wieder zu Pizza und Bier eingeladen, mit auf Hikes auf den nächstbesten Glätscher und zu Kayaktouren geschleppt und mir eine ganz phantastische Zeit beschert! Sogar derart phantastisch, dass ich meine Pläne über den Haufen geschmissen und meinen Aufenthalt in diesem winzigen Örtchen so weit es ging verlängert habe! Zum Glück, wie sich bei der Ankunft an der nächsten Station herausstellte: Whitehorse mag zwar Pluspunkte bekommen, weil es im Yukon und damit so schön exotisch weit weg ist, aber ansonsten kann das Städtchen ja mal gar nichts... außer langweilig und hässlich zu sein. Quasi das Calgary des Yukon... nur ohne Cowboyhüte!

Eines Abends war im Red Onion Open Mic Night und ich konnte es mir nicht nehmen lassen, mich anzumelden und samt Gitarre einen Song zu schmettern. Dass niemand das Ende meines "Auftritts" mitbekommen hat, lag wahrscheinlich an der peinlichen Berührtheit plus Fremdscham und dem daraus resultierenden übersprungshandlichen Suchen nach irgendeiner anderen Beschäftigung des Publikums... macht aber nix! Das musste ich mir irgendwie beweisen :-)

Achso... eins noch! Die Bahnfahrt mit der historischen (synonym für "teuer") Bimmelbahn von Skagway nach Whitehorse war zwar eigentlich ne tolle Idee... wenn aber der Nebel so dicht ist, dass man die angepriesenen Aussichten nur schemenhaft zu sehen bekommt, hätte ich auch den günstigeren Bus nehmen können. Aber das kann ja keiner ahnen. Auch nicht, dass sich die Schienenreise als Rentner-Butterfahrt entpuppen würde inkl. nimmerstummem Kommentator, Country-Musik, Fütterungsstopp und Merchandising-Verkauf. Und ich war mit meilenweitem Abstand der jüngste! Beim Umstieg in den Reisebus hab ich ganz undeutsch dann auch mal die Umstellung der Zeitzone verpeilt und den Bus 20 Minuten warten lassen... ooops! Wäre da nicht der Schutzengel in Gestalt von Heike vom Caribou Crossing Café in Carcross gewesen, die mich dezent darauf hingewiesen und mir dann im Laufschritt sogar noch meinen Kaffee nachgetragen hat, hätte ich wohl zu Fuß gehen müssen. Wahrscheinlich wäre ich verloren gegangen, würde jetzt im Karohemd in nem ollen Schulbus sitzen und den Ulrich McCandless Supertramp geben.

Auch wenn ich mittlerweile deutlich weniger picky bin, wenn es ums Schlafen im Zelt, sei es an Land oder an Deck von Fähren, oder im Stockbett im Sechs-Leute-Dorm geht, und ich das nette Miteinander in Hostels sehr zu schätzen gelernt habe, so gibt es doch eine Sache, die mich weiterhin zur Ungemütlichkeit treibt: Wenn der schmächtige Niederländer im Hochbettchen nebenan schnarcht! Dann werde ich zum Tumble-Dryer und schüttel so lange an seiner Schlafgelegenheit, bis er aufhört mit dem Gesäge... echt ey ;-)

Donnerstag, 16. August 2012

Klabaster in Alaska

Und wieder einmal packe ich meine sieben Sachen und ziehe um! Mittlerweile zum eins, zwei, drei... siebten Mal auf dieser lustigen Reise. Wie ich es mir schon vor dem Abflug aus Hamburg gedacht hatte, macht es einem das Rad samt Kisten-Zuhause nicht unbedingt einfacher. Zu allem Überfluss habe ich mich hier mittlerweile dann auch noch mit dem einen oder anderen Helferchen (Kühlbox) oder Zeitvertreibgegenstand (Gitarre) eingedeckt, so dass ich noch mehr Daddeldu mit mir in der Weltgeschichte umherschleppe, als bei meinem Abflug. Um nun aber nicht im Umzugswagen nach Alaska düsen zu müssen, habe ich in Vancouver einen dieser Self-Storage-Verschläge gemietet und lagere nun heute meinen kompletten Plünnkram dort ein.

Morgen früh um sieben geht's dann mit dem Greyhound-Bus über die US-Grenze nach Bellingham, wo ich nachmittags die Fähre Richtung Norden entere. Ich weiß noch nicht so recht, wie's funktionieren soll, aber dort wird an Deck gezeltet :-) Mal gucken, wie der Ulrich das findet! Landen nach zweieinhalb Tagen dann in Skagway an, wo ich zwei Tage mit Kajaking und Rundflug verbringen werde und düse dann mit dem Zug weiter nach Whitehorse im Yukon (schon wieder Kanada). Da nochmal zwei Tage chillen und schon geht's wieder mit dem Flugzeug zurück nach Vancouver.

Eigentlich wollte ich ja eine viel längere Alaskatour machen, aber nach meinen letzten Erlebnissen im Zelt und einer Kostenschätzung, die mich hat schaudern lassen, habe ich das dann doch lieber etwas abgekürzt. Schade, aber was soll's...

Samstag, 11. August 2012

Ein Hoch auf...

Meinen Roadtrip durch die USA habe ich mit ein paar Tagen in Seattle beschlossen, was wirklich super war! Und wieder einmal kam der Fischkopp in mir durch: Die Fährfahrt rüber nach Bainbridge und zurück einfach nur so aus Jux und Dollerei war der Oberhammer :-) Vielleicht hat mir Seattle auch so gut gefallen, weil es ein bißchen europäisch wirkt mit den ganzen Steinhäusern. Der absolute Knaller war aber meine Unterkunft bei unglaublich netten Leuten in einem kleinen, bunten Häuschen mit Garten, Terrasse, offener Küche, gemeinsamem Kochen und, nicht zu vergessen, einem Geek, der in seinem Wohnmobil im Garten hauste.

Aus gegebenem Anlass möchte ich an dieser Strelle mal ein paar Helferlein vorstellen, die mir das Dasein auf der anderen Seite der Kugel extrem versüßen:
  • www.airbnb.com - Der absolute Burner! Privatleute vermieten Zimmer in ihren Wohnungen oder Häusern. Ist zwar nicht immer ein Schnapper, aber doch deutlich günstiger als Hotels und unglaublich flexibel. Außerdem hat man sofort Anschluss, kann Küche und alles mitbenutzen und entkommt ein wenig der Touristen-Isolationshaft in den Hotels.
  • Meine kleine Espressokanne - Nachdem ich ungefähr mein halbes Reisebudget in Coffeeshops verspielt hatte, habe ich mir vor ein paar Tagen eine Mini-Version der italienischen Alu-Wasser-und-Kaffee-rein-und-rauf-auf-den-Herd-Kannen gekauft und genieße seitdem phantastischen, selbstgemachten Café Latte auf dem Balkon.
  • Trainingspläne von Markus - Nach halbjährigem Herumposaune, dass mir das ganze Training zu viel meiner Freizeit raubt, hielt ich es ja dann trotzdem für eine großartige Idee, mich für den Halbironman in Calgary anzumelden. In den letzten sechs Wochen vor dem Wettkampf musste Markus dann also per Notfall-Trainingsplan meine Form retten und es hat geklappt! Vielen Dank dafür! Irgendjemand Interesse? Ich gebe seine Nummer gerne weiter ;-)
  • Das Internet -  Ohne das Netz und meine ganzen technischen Spielereien wäre der gemeine Nerd wohl komplett angeschissen und würde weder den Weg in die Stadt noch Unterkunft oder etwas zu essen finden. Fluch und Segen gleichermaßen...
  • Die kleine IXUS 230HS - Nachdem ich meine alte Kamera letztes Jahr in Kalifornien verloren hatte, gab's ein Nachfolgemodell für die Reise nach Kanada. Nun mag der eine oder andere foto-affine Zeitgenosse die Augen rollen. Aber wenn ich mir anschaue, was die ganzen mit Objektiven bepackten Spiegelreflexheinis hier mit sich herumschleppen und anfangen zu basteln, während ich schon drölf phantastische Fotos gemacht habe, bin ich nicht wirklich neidisch ;-)
  • Und last but not least: Alle meine Lieben in Deutschland! Dank Internet seid Ihr alle nur einen Handgriff weit entfernt und es ist ganz phantastisch, Euch zumindest virtuell weiterhin um mich zu haben!
Um die oben begonnene Geschichte aber noch zu Ende zu bringen: Am Mittwochabend bin ich also wieder in Vancouver eingeritten und habe eine neue airbnb-Bleibe bezogen. Nicht ganz so cool, wie in Seattle, dafür aber mit Hängematte auf dem Balkon und einem phantastisch riesigen Bett :-) Gestern war ich das erste Mal richtig hiken und heute nun muss ich mal komplett in die Alaska-Planung einsteigen, wenn das nächste Woche losgehen soll :-)

Dienstag, 7. August 2012

Ich schlafe dann doch lieber drinnen!

Ich kann mich nicht an allzu viele Campingtrips in meinem Leben erinnern. Aber ich weiß noch, dass ich damit nie so richtig warm geworden bin: Mit Philipp habe ich damals immer mal im Garten seiner Eltern gezeltet und ich weiß, dass das Highlight die Naschis von der Tanke (ne Tüte für ne Mark) waren. Dass morgens alles Klamm war und ich nicht auf Luftmatrazen schlafen mag, ist aber ebenso in Erinnerung geblieben.

Das nächste Campingerlebnis war mit 15 mit der Schule am Großensee inklusive wahnwitziger 20km-Radtour dorthin auf dem Rad meines Papas, weil ich meines vor lauter Vorfreude beim Vorbereiten geschrottet hatte. Die Nacht war dann aber auch eher nix, weil wir im Martini-Rausch nicht müde wurden, uns über die Liebeleien sämtlicher Mitfahrer die Köpfe zu zerbrechen.

Und als letztes kann ich mich an Kanutouren mit der Schule erinnern, bei denen wir einfach wild auf irgendwelchen Wiesen gezeltet haben. Das war zwar sehr lustig (inkl. dänische Remoulade quasi als Außenborder im Wasser zur Kühlung neben uns herzuziehen), aber doll geschlafen wurde da auch nicht. Wenn ich mich recht entsinne, war ich da 16! Das ist dann mal lockere 16 Jahre her! Himmel!

Seitdem posaune ich das Credo in die Welt hinaus, dass ich Camping und vor allem Zelten nicht austehen kann. In Kanada angekommen und auf dem Rückweg von Calgary nach Vancouver durch Montana (schick!), Idaho (langweilig!) und Washington (bis jetzt fast schon deprimierend!), war ich aber zu geizig, um immer in Motels einzukehren und habe mir deshalb voller Elan Zelt, Luftmatraze und Schlaf(f)sack zugelegt. Die erste Nacht hat dann aber als Beweis schon wieder gereicht: Es hat geregnet wie doof und war so dermaßen kalt, dass ich dreiviertel der Zeit damit zugebracht habe, kalte Füße zu haben und den Schlafsack oben zuzuhalten! Was für ein Mist! Und natürlich war am nächsten Morgen wieder alles klamm und nass und bäh!

Die zweite Nacht habe ich dann direkt im Auto geschlafen: Passte zum Glück einigermaßen mit umgeklappter Rücksitzbank und halbleerem Kofferraum. Musste nachts aber zweimal den Moter anwerfen, weil's so kalt war. Über die kalten Mauken habe ich mich morgens dann aber nicht mehr gewundert, hatte ich doch die Kofferraumklappe nicht richtig zugemacht! Spacko! Dafür war der Campingplatz nagelneu mit WiFi, super Dusche und nem See, der so unglaublich klar war, dass es beim morgendlichen Schwimmen schon fast gruselig war, runterzuschauen :-)

Heute nun war's so warm, dass ich es nochmal mit dem Zelt probieren werde... mitten im Nirgendwo im US-Bundesstaat Washington umringt von Russen und Südamerikanern und mit Beck's :-) Mal gucken wie's wird! Zwei Mützen nehme ich schon mal mit ins Zelt!

Erkenntnis: Diese Nacht war richtig gut! Für Temperaturen unter 10°C ist mein Equipment also leider einfach nicht ausgelegt oder ich bin zu weicheiig! Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für die angestrebte Alaska-Tour. Wir werden sehen...