Dienstag, 31. Juli 2012

Zwei Wochen Funktstille? So nicht, Freundchen!

"Was ist hier denn bitte los?", fragt der geneigte Leser beim Blick auf's Datum. "Zwei Wochen sind vergangen und es gibt keine Neuigkeiten?" "Naja, so mittel", entgegnet der vorübergehend ausgewanderte Teilzeitnerd.

Ich sitze weiterhin in Calgary, das ich mittelmäßig liebevoll auch gerne als Darmstadt Kanadas betitel und arbeite vormittags für die Agentur in Hamburg via verrückter Internet-Verbindung-Huhu-Ich-bin-fast-vor-Ort. Am vergangenen Sonntag war obendrein der Halb-Ironman hier in der Stadt und da konnte ich es mir doch nicht nehmen lassen mitzumachen: Morgens um 3:45 bimmelte denn auch freundlicherweise der Wecker und das bei 8°C Außentemperatur. Muss ein schöner Anblick gewesen sein mit all den bibbernden Klappergestellen AKA "dürre Triathlon-Würstchen". Das wurde zwar besser, als die Sonne endlich aufging, das Wasser im Gletscher-gespeisten Ghost Lake hatte aber trotzdem nur etwa 14°C, was mir nach der Hälfte der Schwimmstrecke dann auch freundliche Krämpfe in den Beinen bescherte. 94km auf dem Rad später ging's im Süden Calgarys auf die schicke, wenn auch nicht zu knapp hügelige Laufstrecke halb um das Glenmore Reservoir und zurück und nach 5:09 war der Zauber dann auch schon vorbei. Ab sofort kann mich der Trainingsplan wieder siezen und ich sporte in dieser Saison nur noch, wenn das Wetter phantastisch und die Lust unbändig ist :-)

Übermorgen geht's es mit neuem Mietwagen wieder nach Vancouver... aber nicht etwa direkt, sondern mit einem weiteren Roadtrip. Diesmal durch Montana, Idaho und Washington mit einem Zwischenstopp in Seattle. Schön eine Woche durch die USA gurken und dann in Vancouver meinen alten Mitbewohner aus Hamburg treffen. Das wird lustig. Und kurz darauf geht's dann hoffentlich auch schon ab nach Alaska, wenn nichts dazwischen kommt...

So! Genug gesabbelt! Jetzt wird geschlafen! Ich wünsche Euch allen eine tolle Woche und bis zum nächsten Mal!

Dienstag, 17. Juli 2012

Calgary in Bildern

On the road to NelsonRoad tripping to CalgaryOn the road to NelsonOn the road to NelsonFerry at Kootenay lakeCalgary Stampede
Calgary Stampede

Calgary, a set on Flickr.

Hier schon mal die ersten Bilderchen aus Calgary und dem Weg dorthin...

Calgary, Calgary, ich höre immer Calgary!

Nach dem Triathlon waren die Stunden in Vancouver dann vorerst gezählt. Einen Tag verschnaufen und dann wurden die Habseligkeiten gepackt, zusammen mit dem australischen Pärchen, das ich hier kennengelernt habe, und dem Rad in den Mietwagen gestopft und dann ging's los: Road Trip nach Calgary!

Unglaublich coole Landschaften (siehe neue Fotos), Fährfahrten, nette Menschen, kuriose Unterkünfte (das Kinderzimmer bei mehr oder weniger unbekannten Australiern, die uns mit Wein abgefüllt haben, ein nettes Backpackers Hostel und ein auf bayrisch getrimmtes Motel mitten in den Rockies *g*) und ne stramme Latte Kilometer später, sind wir dann am Freitag in Calgary eingeritten.

Dass der Lonely Planet dieser Stadt zur etwa zehn Seiten widmet, während Vancouver mit knapp 50 davonkommt, hätte stutzig machen können ;-) Tatsächlich gibt's hier nicht so richtig viel zu sehen. Außer natürlich die Stampede: Das selbsternannte großartigste Outdoor-Event der Welt. War wirklich imposant! Ungefährt zwei Mal der Hamburger Dom plus Eintritt plus Pferde und Rodeo und Cowboys und anderes Farmgetier allenortens plus Indianer plus Ramschhändler plus Seilbahn plus unglaubliche Fressbuden, aber kaum Alkohol! Wie das hier halt so ist.

Mal nicht im Sightseeing-Stress zu sein ist aber auch ganz schön. Und so wohne ich etwas außerhalb bei Freunden in der leeren Souterrain-Wohnung (welch schicker Luxus) und habe endlich mal nicht das Gefühl, immer in die Stadt düsen und das nächste große Ding anschauen zu müssen. War heute endlich mal wieder radeln, was hier gut funktioniert und Aussichten bietet, die verblüffend an die holsteinische Schweiz erinnern :-) Nur die Lastwagen waren teilweise etwas gefährlich! Und anscheinend macht mir die Höhe (1000m üNN) etwas zu schaffen und so hat mir das Training heute ziemlich den Stecker gezogen. Hoffentlich wird das bis zum IM70.3 in zwei Wochen noch besser ;-)

Sonntag, 8. Juli 2012

Triathlon? Kenn ich! Was kann da schon schiefgehen? Einiges!

27 aus 35 Tagen hat's in Vancouver geregnet seitdem ich Anfang Juni hier angekommen bin. Böse Zungen sprechen deshalb auch von "Raincouver" oder "Juneuary". Und weil der mir so liebe Dreikampf bei Kackwetter einfach nicht schockt, habe ich bis kurz vor Toresschluss und auf einen phantastisches Wetter prophezeienden Wetterbericht gewartet mit meiner Anmeldung für die OD beim Subaru Vancouver Triathlon. So weit so gut: Rad fertiggemacht, Sachen gepackt, Gels gekauft, Vortag-Bike-CheckIn, Taxi für 5:30 am Sonntagmorgen bestellt, weil in dieser Weltstadt um die Zeit keine (!) Busse o.ä. fahren und zwei Wecker auf 4:30 gestellt... und jetzt kommt der Punkt mit dem Ähm!

Damit der Ulrich bei seiner Premiere in einem internationalen Wettkampf nicht aussieht, wie der nächstbeste Grizzlybär, wird der Rasierer gezückt und die Brust gerodet... zumindest die eine Hälfte... dann ist die Batterie leer. "Macht ja nix! Über Nacht aufladen und dann morgen den Rest...", soweit die Theorie.

Freundlicherweise veranstalten meine Gastgeber ausgerechnet am Samstagabend eine ausschweifende BBQ-Party hier im Haus - das ist aber gar nicht so schlimm! Viel aufregender sind die Nachbarn im Haus nebenan: Die Feiern eine Gartenparty, die sich gewaschen hat! Mit Grill und Tanz und Aufführungen und einer Milliarde Besuchern und ficklauter Bumm-Bumm-Musik und ebenso durchdringendem Gegacker! Und das alles direkt vor meinem einfach-verglasten Fenster! Na wunderbar! Polizei rufen? Stinktierdienst bestellen? Nackt und halb-rasiert rüberlaufen und hoffen, dass sich alle totlachen? Neee! Rein mit den Ohrstöpseln... bis Anschlag Trommelfell! Hilft aber leider nicht! Das Wummern der Bässe höre ich trotzdem noch und so liege ich bin 3:00 wach im Bett, während die Mucke weiterhin freundlich bumst, und schlafe dann endlich irgendwann ein. Wer gut aufgepasst hat, kombiniert jetzt, dass das noch 1,5 Stunden Schlaf ergibt.

Das Dumme an Ohrstöpseln ist, dass sie leider noch nicht selektiv funktionieren und man also auch die Sachen nicht mehr hört, die man hören will! Zum Beispiel die beiden Wecker um 4:30! Stattdessen wache ich um 5:28 auf, gucke auf die Uhr und werde auf der Stelle von einem Trampeltiertransporter überrollt! Ich springe auf, renne vor lauter Orientierungslosigkeit erstmal auf's Klo (Pinkeln als Übersprungshandlung?), laufe dann in Schlafklamotten auf die Straße und vertröste den Taxifahrer um fünf Minuten! Von wegen in Ruhe frühstücken, anplünnen und Bagels schmieren. Rein in die Klamotten, kurz die Zahnbürste an die Kauleiste halten, ungeschmierte Bagels schnappen und ab dafür! Und achja, ich bin ja immer noch halbseitig Bär vornerum... na großartig! Egal! Die Kanadier sind auch alle bescheuert... da fällt das gar nicht auf!

Der indische Taxifahrer ballert so dermaßen mit mir durch die schlafende Stadt, dass ich weit vor sechs schon da bin... viel zu früh! Egal, besser als zu spät nach dem Schreck! Baue meinen Krams auf und stelle beim Aufpumpen fest, dass an meinem Hinterrad irgendwas zischt. Zu allem Überfluss darf ich dann also auch noch den Reifen wechseln... und das mit den beschissensten Pumpen, die es für Geld zu kaufen gibt.

Kurz einlaufen, einschwimmen und schon geht's los! Und erstaunlicherweise läuft ab jetzt alles rund: Schwimmen ist super, auch wenn grüne Böjen vor waldigem Hintergrund nicht unbedingt die besten Orientierungspunkte sind. Gehe ein paar Leuten per Meine-Hand-an-Deinem-Fuss gehörig auf den Zeiger und komme nach 1500m -für meine Verhältnisse- gut und unausgepowert aus dem Pazifik!

Da Triathlons seit neuestem (besonders für Leute, die nur durchschnittlich schwimmen) in der Wechselzone gewonnen werden, kassiere ich alleine 12 Leute beim ersten Wechsel ;-) Rauf auf's Rad und oooops... das ist ja richtig hügelig hier: 6-8% zeigt der Tacho... na bitte! Zwei flotte Runden später bin ich 20 Plätze weiter vorne und der zweite Wechsel bringt nochmal zwei. Der Lauf besteht je zur Hälfte aus Cross und Hitzeschlacht, aber wir sind hier ja auch nicht zum Spaß! Nicht? Doch! Flott gelaufen und zack ist der Ulrich am Ende gesamt 13ter und gewinnt seine Altersklasse! Dann haben sich die scheiß Nacht und der Schock am Morgen ja gelohnt! Das mache ich jetzt immer so :-D

Samstag, 7. Juli 2012

Die vorerst letzte Woche in VanCity

Da isser wieder der Bundeskassner. Das australische Pärchen, das ich hier kennengelernt habe, hat mir mittlerweile in "Ooooolie" umgetauft :-) Mit den beiden breche ich am kommenden Dienstag zur Stampede nach Calgary auf. Ich habe mit Pferden zwar nichts am Hut, aber das muss man wohl mal gesehen haben... na, dann mal los!

Vorher haue ich mir beim Vancouver Triathlon am Sonntag noch auf die Mütze. Das erste mal international starten! Ich bin gespannt! Logistisch ist das schon mal ein kleiner Albtraum, weil das Rad schon am Samstag eingecheckt werden muss und am Sonntagmorgen zu früher Stunde noch keine Busse dahin fahren. Ich muss mir also ein Taxi nehmen! Wie gut, dass das Startgeld mit 150$ noch nicht teuer genug war ;-)

Gestern waren wir bei nem canadian Football-Spiel (ähnlich american Football) im BC Palace: BC Lions gegen Hamilton Tigercats. Krasses Stadion, aber wenn man die Spielregeln nur ansatzweise versteht, ist das Zuschauen etwas schwierig. Und wie unglaublich beknackt sind denn bitte diese millionen von Pausen zwichen den Spielzügen? Und als wäre das nicht schon nervig genug, wird man in den Sekunden mit Werbung vollgeballert per Beschallung und riesigen Videowänden. Krass, aber nix für den Ooolie ;-) Und die haben erstmal WLAN in der Bude! Gibt's das in der Bundesliga auch?

Am Donnerstag habe ich mit dem Rad den Mount Seymour erklommen! Total super! Über 1000hm durch schicksten Wald mit Sonne pur auf bester Straße und ohne Autos! Oben eine menschenleere Ski-Station und phantastischer Blick! Das mache ich nochmal! Auf der Abfahrt ist mir bei 70 Sachen fast noch ein Wild-Viech vor's Rad gelaufen, hat aber noch dicke gepasst!

Außerdem nochmal ein Wort zu kanadischen Handyverträgen: Deutschland ist das Mekka des Mobilfunks! Ich habe mir vor ein paar Wochen eine PrePaid-Karte zugelegt und dachte, damit würde ich gut fahren! Pustekuchen! Ich muss selbst dann bezahlen, wenn ich angerufen werde und wenn das Guthaben leer ist, kann man mich weder anrufen, noch kann ich dann SMS empfangen! Total behindert! Brauche unbedingt was anderes!

Ich wünsche Euch allen ein tolles Wochenende und bis ganz bald!

Dienstag, 3. Juli 2012

Rocky Mountains

Moraine LakeSpahats FallsMount RobsonMount Robson with "Toy Tourists"Mount RobsonAthabasca Falls
Columbia IcefieldColumbia IcefieldColumbia IcefieldPeyto LakeDusk in GoldenDusk in Golden
Lake LouiseLake LouiseBanff and the surrounding RockiesToy Banff from Top of Sulphur MountainLazy German in BanffChocolate Store in Banff :-)

Rocky Mountains, a set on Flickr.

Mit dem Bus durch die Rocky Mountains


Wenn ich mich schon in einer Sprachschule anmelde und die dann auch noch ein Activities Department hat und eine Vier-Tage-Tour durch die Rockies anbietet, wird das natürlich mitgenommen! Beim Blick in den Flyer war zwar zu befürchten, dass es ein Reisbus-Off-On-Hopping mit einerm Haufen partysüchtiger 18-jähriger wird, aber da muss der Ulrich dann halt mal durch ;-) Ohnehin durfte ich in meiner Discussion Class lernen, dass die Deutschen im Allgemeinen wohl sehr Ruhe-suchend sind: Die ganzen Asiaten beschwerten sich, dass Vancouver viel zu ruhig sei, während ich manchmal vor Verkehr und Menschen gar nicht weiß, wohin mit mir ;-) Der durchschnittliche Asiate würde in Hamburg wahrscheinlich sofort in den Spa-Modus schalten und mitten auf dem Kiez einschlafen!

Aber zurück zu den Rockies: Wir saßen tatsächlich sie meiste Zeit im Bus, was aber wegen häufiger Stopps halb so schlimm war und außerdem all die Sights und über 2000km Strecke in der kurzen Zeit sonst einfach nicht zu schaffen gewesen wäre.

Das Hotelzimmer mit zwei Queen-Size-Betten hab ich mir mit einem ebenso schmächtigen wie schüchternen Brasilianer und einem Saudi geteilt, der mein Weltbild etwas auf den Kopf gestellt hat: Bier, Whiskey, Schweinefleisch, feiern, Frauengeschichten und im Dauer-Hangover! Und er ist bei weitem nicht der einzige seiner Landsleute, der hier so aufdreht. Man könnte fast unken, dass da eine Generation was nachzuholen hätte ;-) Lustig auch, dass er haargenauso spricht, wie der geflügelte Sklavenhalter von Anakin Skywalker in Star Wars Episode 1 :-)

Abends gibt's Hot Dogs und Burger vom Grill  oder Subway und ohnehin die ganze Fahrt über nur Crapfood, aber das gehört halt dazu. Freue mich auf mein Müsli in Vancouver ;-)

Das lange Canada-Day-Wochenende über kippte uns der Bus also bei allen erdenklichen Sehenswürdigkeiten ab. Das ist zwar alles andere als indviduell, aber wer nicht gerade mit Guide, Rucksack und Zelt loszieht, endet hier zwangsläufig so, weil alles so weit auseinander liegt, dass es nur mit dem Auto zu erreichen ist. Highlights im Stakkato: Jasper, das Columbia Icefield inklusive Gletscher-Tour, diverse Postkarten-würdige Seen, Banff inklusive Canada-Day-Parade, von der ich mittelschwer begeistert war, was ich nie im Leben gedacht hätte, und einer Fahrt mit der Gondel nach gaaaanz oben. Die Alpen sehen nicht so viel anders aus, aber hier scheint alles nochmal größer zu sein und vor allem weiter auseinander zu stehen. Irre und auf jeden Fall sehenswert! Und ja, die Postpubertären haben sich tatsächlich jeden Abend abgeschossen, aber da konnte sich der langweilige Ulrich einigermaßen raushalten und lieber etwas schlafen.

Die nächsten Tage wir nun nur Gemüse, Obst und Müsli gegessen und dann hören wir wieder!