Dienstag, 6. November 2012

Auf ein Wort

Nun ist's dann tatsächlich zehn Minuten vor Nesquick! Die USA wählen ihren Präsidenten, Putin ernennt seinen Kumpel zum Minister und mindestens genauso berichtenswert: Des Bundeskassners letzter kompletter Tag in Vancouver neigt sich dem Ende entgegen. Die Sachen sind gepackt, das Taxi ist bestellt und morgen hat der Zauber ein Ende... dann gibt's aber an dieser Stelle bestimmt nochmal nen Nachruf.

Bis dahin nutze ich Medium, Publikum und Gelegenheit, um kurz vor Toresschluss endlich mal eine Lanze zu brechen für das Land, das mich monatelang ausgehalten hat. Nicht dass es nachher heißt, der komische Deutsche mit den Geheimratsecken hätte ausschließlich gemosert. Hier und da brauchte ich zwar ne ganze Weile, um alle Füße auf den Boden zu kriegen, aber retrospektiv betrachtet habe ich dann doch eine unglaubliche Tour hinlegen können, die ich mir vorher weder zugetraut noch erträumt hätte.

Nun aber zum Lanzebrechen! Wo kann sich Deutschland mal eine Scheibe abschneiden beziehungsweise auf der Suche nach welchen Dingen werde ich mich zu Hause ganz schön Umgucken?
  • Geöffnete Geschäfte und öffentliche Einrichtungen auch am Sonntag
  • Community Centers mit Bibliotheken, Fitness-Centern, Sportkursen und Schwimmbädern für schmales Geld, teilweise unter einem Dach und haufenweise zu finden
  • Freundliche Busfahrer, die sich bedanken, wenn man sein Ticket entwertet und ebenso freundliche Fahrgäste, die sich bedanken, wenn der Fahrer sie rauslässt
  • Den Stanley Park zum Laufen, Radeln und am Strand abhängen
  • Unglaubliche Landschaften an der Küste und in den Rockies
  • Englisch schpieken
  • Entspanntes Fahren auf den Autobahnen, weil man eh nicht schneller als 100km/h darf
  • Unglaublich freundliche Menschen an jeder Straßenecke
  • Günstige Spritpreise. Heute waren's CA$1.21 pro Liter... das sind umgerechnet €0,95... süß!
  • Elektrische Busse und die Skytrain, die alle drei Minuten fährt
  • False Creek zum Laufen und die kleinen Fähren zum lustig finden
  • Die Begeisterungsfähigkeit der Kanadier für Umweltschutz. Nicht dass sie damit bis jetzt besonders erfolgreich wären oder ich zu Hause da in vorderster Reihe mitmischen würde, aber hier hat das Ganze gefühlt mehr Drehmoment und die Leute lassen sich unkritischer dafür begeistern.
  • Meine zwei Lieblingsaustralier, Bec und Doug
  • Cinnamon Buns, Timbits und all die anderen Frechheiten, die man hier essen kann
  • Die wie Vögel piepsenden Ampeln, wenn's grün ist für die Fußgänger
  • Die Freiheit von GEMA, GEZ und anderen Frechheiten ;-)
  • Achja, und ich hätte bitte gerne auch 1500m-Berge mit Skilift, bestem Asphalt und haufenweise Mountainbiketrails auf der anderen Seite des Hafens. Können wir da vielleicht was machen?
 Danke und bis später :-)

Sonntag, 4. November 2012

Die Nummer mit der Stringenz

Dieser Post ist mal locker doppelt so sinnlos, wie alle vorangegangenen zusammen... musste aber einfach mal sein.

Wenn man mal ernsthaft am Verkehr auf US-amerikanischen Straßen teilnimmt, wundert man sich hier und dort doch ziemlich über das Schauspiel, was das hiesige -wieauchimmergenannte- Straßenverkehrsamt einem da anbietet. Von einem ausgewiesenen Einwanderungsland, in dem man davon ausgehen muss, dass viele die Sprache nur äußert grundlegend sprechen und erst recht nicht richtig lesen können, und das aus Behindertengerechtigkeit eine Wissenschaft macht, könnte man doch eigentlich erwarten, dass gerade Straßenschilder auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduziert würden. "Keinesfalls", schallt es da dem verwunderten Europäer durch den Kopf, wenn der sich zum wiederholten Male über die Beschilderung wundert. Hier meine Lieblinge:

  • Sackgassen: Wir haben in Deutschland ja dieses blaue Schild mit dem weißen und roten Balken und fertig. Hier dagegen gibt es mindestens vier verschiedene Varianten und keine davon setzt auf Symbolik, sondern stets auf Text: No Through Road, No Exit, Dead End und No Outage sind alleine meine Fundstücke und sicherlich gibt's noch mehr davon.
  • Abbiegepfeile an Ampeln: Man kennt das ja: Man steht an einer großen Kreuzung an der Ampel, will links abbiegen und weil es einfacher ist, gibt es für die Linksabbieger eine extra Ampel mit nach links zeigenden Pfeilen. Wenn der Rot ist, darf man nicht fahren und bei Grün soll man sich bitte beeilen. In Ameeeerika hält man sich stattdessen an den Grundsatz "warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?!". Da gibt es nämlich neben der normalen Ampel für die geradeausfahrenden mit den runden Lichtern links daneben noch eine. Die hat zur allgemeinen Verwirrung runde rote und orangefarbene Lichter und einen grünen, nach links weisenden Pfeil. Und damit die geradeausfahrenden von den runden Leuchten nicht verwirrt werden, hängt daneben ein Schild auf dem schriftlich erklärt wird, für wen denn nun welche Ampel gilt und was bei welchem Licht zu tun ist. Um das Ganze aber noch abstrakter zu machen, ist dies nicht etwa bei jeder dieser Situationen immer so! Stattdessen muss man wirklich jedes Mal das Schild lesen, um zu wissen, wie man diese Kreuzung nun zu verwenden hat... total bescheuert!
  • Schilderwald: Die Leute, die in Deutschland den Schilderwald ausdünnen wollen, sollten vorher mal eine Lustreise in die USA unternehmen. Ich habe leider nie ein Foto davon gemacht, aber einige Forstgebiete sind so unglaublich, dass man regelrecht nicht mehr weiß, was nun eigentlich gespielt wird.
  • Schilder für Schilder: Besonders liebgewonnen habe ich auch die Schilder, die eine Viertelmeile vor dem eigentlichen Schild eben dieses vorsichtshalber schon einmal ankündigen! Dann steht da also eines, das die nächste Geschwindigkeitsbegrenzung ankündigt, damit ein paar hundert Meter später dann das Schild mit der eigentlichen Maximalgeschwindigkeit kommt! Na bitte, man hätte es ja verpassen können. Genauso mit Ampeln. Auf unübersichtlicher Strecke kann ich ja verstehen, dass eine Ampel hinter einer Kurve besser mal rechtzeitig angekündigt wird. Hier machen sie das aber gerne auch auf freiester Strecke, wo man das Verkehrsregelungsanlage schon kilometerweit im Voraus sehen kann.
  • Blinkende Ampeln: Wer länger als drei Monate in Kanada ist, muss seinen Führerschein gegen einen kanadischen umtauschen und dazu auch ein paar Fragen beantworten. Eine davon dreht sich um blinkende grüne Ampeln. Mittlerweile habe ich herausgefunden, das diese eine fußgängerkontrollierte Ampelanlage anzeigen sollen. Das Blinken bedeutet aber nicht etwa, dass ein Fußgänger auf den Knopf gedrückt hat und es alsbald rot werden könnte, was ja tatsächlich mal praktisch wäre... neee, es heißt einfach, dass irgendwann in den nächsten Jubeljahren vielleicht ein Fußgänger kommen und drücken könnte und dass dann irgendwann auch mal rot wird. Na bitte!
  • Bushaltestellen: Dies hat nur bedingt mit dem Thema zu tun, ist aber auch eine lustige Angewohnheit... zumindest in Vancouver. Hier gibt es, wie in jeder ernstzunehmenden Großstadt (Calgary gehört laut diesem Maßstab dann also nicht dazu *g*), vieleviele Buslinien und dementsprechend haufenweise Bushaltestellen. Man kennt das ja: Ein Haltestellenschild, ein Fahrplan und eine irgendwie geartete Beschreibung der Strecke, die der Bus nehmen wird. Soweit zur gewohnten Theorie. Hier dagegen gibt es zumeist nur das winzige und unglaublich unauffällige, hellblaue Haltestellenschild und da steht dann noch nicht mal dran, welche Linie denn dort überhaupt hält. Als Touri ist man also hoffnungslos aufgeschmissen, weiß weder wann, noch wohin einen der nächste Bus bringen wird und so ist es wenig verwunderlich, dass die Busfahrer schon genervt sind, wenn mal wieder jemand einsteiget und dumm fragt, wo die Fahrt denn hingeht...
Nun aber genug! Wahrscheinlich hat ohnehin niemand bis hierhin gelesen, weil's wieder nur so'n Quatsch ist, der den Bundeskassner interessiert... sowieso, was hat der eigentlich immer mit Schildern?! Und dann immer dieses Gemaule! Manmanman, Ulrich! Nein, Gemaule sollte es gar nicht sein... unpraktisch ist es aber allemal! Dafür haben sie hier aber auch haufenweise praktische Einrichtungen: Community Centers mit günstigen Pools und Gyms, praktische Haus- und Straßennummerierungen, elektrische Busse, sonntags geöffnete Geschäfte undsoweiterundsofort... bums!

Donnerstag, 1. November 2012

Maui: Hawaii in geil!

Zackbumm war's das auch schon wieder mit dem hawaiianischen Sommerzauber und keine zwei Wochen nach dem letzten Eintrag sitze ich nun schon wieder auf dem Festland in Vancouver und genieße den Regen... nicht wirklich ;-)

Was bis hierher geschah: Unsere Rundreise um Big Island war soweit ganz schick! Vielviel Vulkandaddeldu und unglaubliche Aussichten auf Lavaseen und qualmende Lavaströme irgendwo unter einem kilometerbreiten Lavafeld. Total krass! Eigentlich kam man sich durchgehend vor, als würde man durch einen Backofen laufen. Ganz so heiß war's zwar nicht, aber die Luftfeuchte hat mir hier und da dann doch den Rest gegeben ;-) Ich hatte ja zuvor gehört, dass Big Island mehere Klimazonen hat, dass es auf der einen Seite aber staubtrocken und auf der anderen dauerregenwaldlich zugeht, hat mich dann doch überrascht... war nach der Saunaschlacht in Kona aber eine überaus willkommene Abwechslung für dem temperaturfühligen Ulkich ;-)

Eine etwas unschöne Wendung nahm unsere Rundfahrt in der Nähe von Hilo, als wir in einen recht zornigen Autounfall geraten sind. Auf der Gegenfahrbahn war einem die Vorfahrt genommen worden, die beiden Kollidierenden sind schön in unsere Spur gerutscht und wir voll rein. Auto schrott, alle ein bißchen angeditscht, aber nix wirklich schlimmes und so konnten wir nach einem Tag durchatmen mit neuem Wagen unsere Reise fortsetzen. Netterweise war das neue Auto vollgetankt, aber meine Reisebegleitung begegnete meinem Vorschlag, doch nun immer einen Unfall zu bauen, wenn wir tanken müssten, nicht mit wirklich ernstzunehmendem Enthusiasmus. Erstaunlich ;-)

Nach einer Woche Big Island habe ich mich dann per Propeller-Flugzeug auf die Nachbarinsel Maui verschickt, die mir -ehrlich gesagt- deutlich besser gefallen hat, als die "große Insel". Ein super Hostel, Strände ohne Ende, nicht so schwül, unglaublich grün und alles eine Nummer schöner! Liegt wahrscheinlich auch daran, dass einem hier nicht an jeder Straßenecke das Vulkangestein entgegengrinst und einen an Grillkohle erinnert. Von dem Autounfall hatte ich eine Stelle am Knöchel und musste deswegen meinen Kitesurf-Kurs leider absagen, da mir wegen Bakterien im Wasser dringend vom Schwimmen abgeraten worden war... schade, aber kein Weltuntergang!

Schräges Highlight der Maui-Woche war denn auch eine Tsunami-Warnung mit allem Drum und Dran: Sirenengeheul, Evakuierung der Küste, Verkehrschaos und Rundumberichterstattung im TV. Allgemeines Glück am Ende, dass die Welle nur nen halben Meter hoch war und meines im speziellen, weil ich nur wenige Stunden zuvor beschlossen hatte, diese Nacht dann doch nicht im Zelt an der Küste zu verbringen! Das wäre ja was geworden: Schön alleine im Zelt, mit Glück so ne Sirene gehört, aber keinen Schimmer gehabt, was damit anzufangen ist.

Alles in allem zweieinhalb ganz phantastische Wochen in der Sonne! Nun habe ich noch ein paar Tage in Vancouver, um mich an Zeitumstellung und Wetter in Deutschland zu gewöhnen; es wird fleißig gepackt und Tschüss gesagt und dann geht's auch schon ab... bis dahin ;-)